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Convivium 2000 Ausgabe 9, 2002 (Deutsch)

 Convivium 2000 Ausgabe 9, 2002 (Deutsch)

Bruno Cisamolo: zwei Bücher zur „Reise" in das Innenleben
von Auri Stilla

Unser Gehirn. Tausende von Nervenzellen in frenetischer Aktivität.
Vierundzwanzig Stunden am Tag, dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr - das ganze Leben lang.
Tagsüber werden unsere Sinne mit den verschiedensten Informationen „bombardiert", unsere geistigen Fakultäten elaborieren ein unglaubliches Potenzial sensorischer Inputs. Nächtens verflechten sich Gedanken und Erinnerungen, und unser „Lebensprojekt" nimmt wie ein kniffliges Puzzle nach und nach Gestalt an.
Doch gerade wir selbst, die als Einzige - gleichzeitig Schöpfer und Subjekte des vollendeten Werkes - unsere Erinnerungen aufleben und den Andren zu kommunizieren vermögen, sind nicht imstande, das Meisterwerk unseres Lebens zu erkennen.
Zu viele Verpflichtungen, zu große Arbeitslast - die Zeit scheint zu „kostbar", um sie mit der Selbstbetrachtung vor dem Spiegel zu „verlieren", die uns mit den Spuren des Erlebten die Routen unseres Lebens aufdecken würde.

Auch im Alltag von Bruno Cisamolo standen dem Abenteuer einer Reise in die Memorien eines intensiven Lebens zu viele Hürden entgegen.
Am 2. September 1937 in Sermoneta geboren, erlebte er auf der eigenen Haut Ungemach und Entbehrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit: Studienunterbrechung, eine - durch einen … glücklichen? Unfall unterbrochene - „Karriere" als Lastfahrer, doch vor allem Ehrgeiz, Durchhaltevermögen, ausgeprägter Stolz und der unbeirrte Vorsatz, das Unmögliche in Wirklichkeit umzusetzen.
Bruno Cisamolo kostruiert Schritt für Schritt die soliden Grundlagen seiner beruflichen Erfolge - in den 60er Jahren als „Pasta-Pionier" in Nairobi und danach zehn Jahre lang als Außenhandelsbeauftragter bei Buitoni im Einsatz. Seine „roaring years", wie er sie in seinem Buch nennt, verbringt er an den „heißesten" internationalen Fronten: Lagos, Beirut, Akaba in Jordanien, Anchorage in Alaska; dann Sidney, Bagdad, Mogadischu, an den Hängen des Kilimandscharo; in Bolivien und Rio Grande. Und schließlich Deutschland.
1983 „begann ich mich auf dem deutschen Immobilienmarkt umzusehen, als mich ein Glücksfall zum Kauf dieses Besitzes an der Schanzenstrasse führte".
So gründete er die Firma „Nadia" für den Import und Distribution von typischen italienischen Lebensmitteln und Weinen: Verpflichtungen, stets Verpflichtungen.
Seine Mission? Die gute italienische Küche in der Welt zu verbreiten.
Seine Leidenschaft? Natur und Wissen.
Die Arbeit bedeutete dem Selfmademan nicht Selbstzweck, sondern Lernen, Entdeckung, alle Facetten des Lebens einzuatmen und zu assimilieren.
"Ich habe seit jeher den Wunsch gehegt, die Welt und die Natur in ihren mannigfaltifen Aspekten kennenzulernen. Um die Natur der Meere, Wälder und Wüsten, und aus nächster Nähe das Wesen der Menschen- und Tierwelt zu erkunden, lernte ich Fliegen und Segeln".
In seinem Abenteuer stand ihm stets seine Frau Stefania zur Seite, „die mich liebt und - wie er schreibt - stets in mich vertraut, jeden Schritt meines Lebens begleitet, (…) und an all meine viele Träume geglaubt und miterlebt hat…".

Während einer Segeltour stellt ihm das Schicksal eine entscheidende Frage - ein französischer Skipper verleiht seiner inneren Stimme Ausdruck: Wäre es nicht an der Zeit, einen Augenblick auszusetzen und die glanzvollen Mosaiksteinchen der eigenen Erinnerungen zusammenzufügen?
Zuvile „aber"? Zu wenig Zeit?
"Oui, le temp, c’est vrais. Mais l’on trouve bien le temp pour mourir ! „. Man schrieb 1997.
Stetig wie ein Holzwurm bohrte diese Frase danach im Kopf von Bruno Cisamolo.
Ein erster Schritt in diese Richtung war sein literarischer Erstling, „Noi, Terra Marique e l’Atlantico", die Chronik einer atemberaubenden Atlantik-Segelfahrt. Fünf Monate an Bord der „Terra Marique", 5 Monate, während deren Stefania und Bruno Cisamolo sich und ihre tiefe Verbundenheit mit der Natur wiederentdeckten, die sich ihnen endlich völlig erschloss: „Apokalyptische" Szenarien und feindliche Wetterbedingungen in Wechselfolge mit den magischen Inselstränden der Karibik, der Bermudas und der Azzorren. Die majestätische Passage einer Gruppe von Walen - eine unvergessliche Begegnung - flösste ihnen Respekt und ….Demut ein.

Immer dringlicher vernehmen sie den Ruf des Meeres. Zwei Jahre später, die Hürden der alltäglichen „Aber" überwunden, sind Stefania und Bruno pronti für den großen Sprung, von der kalten Nordsee bis hin zum sonnigen Rom.
Doch diese Reise gestaltet sich zunehmends intensiver, mit jeder Seemeile, mit jedem angelaufenen Hafen werden in Bruno Erinnerungen an Gesichter, Düfte, Eindrücheen wach…
Flashbacks versetzen ihn in ferne, vielleicht nur scheinbar vergessene, doch im Unterbewusstsein fest verankerte Stätten.
Namen, Städte, Speisen, die Gerüche afrikanischer Regen und die Wärme der Sonne in Nairobi - alles ist noch lebendig, so als würde eine Umkehr genügen, um sich wieder in jene ferne Welt zurückversetzt zu sehen.
Die Lektüre seines „ Quando volano gli angeli" (‘Wenn Engel reisen’) zeigt uns Bruno, der einen Seehund betrachtet, während vor seinem geistigen Auge das Bild von Prosdocimo im Fluge aufsteigt, ein majestätischer Falke, den das Ehepaar Cisamolo anlässlich seines Aufenthalts in Kenya beobachten konnte; in einem indischen Restaurant in Dover öffnen sich die Pforten von Nairobi und des Kirinyaga, während in Biskaya mit den Windböen „Phantombilder" von di Santa Cruz und Rio Grande heranreiten.
"Wenn ich an mein Leben, die vergangenen Erfolge und Niederlagen und an meine noch zahlreiche Pläne für die Zukunft denke, fühle ich mich befriedigt, stolz und glücklich". In einer unverschnörkselt einfachen und direkten Ausdrucksweise, die weniger den Intellekt als das Gefühl anspricht, verstrickt uns Cisamolo in sein Abenteuer an Bord der „Terra Marique", wobei in seinen Reminiszenzen die Grenzen zwischen konkreter und virtueller Realität mitreissend und, von den Wellen eines blau schillernden Meeres gewiegt, reizvoll verschmelzen - „… während sich die Zukunft in meiner Phantasie wie gegen einen glänzend himmelblauen Horizont projiziert, für mich das schönste Blau unter allen von Anderen wahrgenommenen, weil es „mein" Himmelblau ist". „Ich assoziiere intensives Himmelblau mit meinen inneren Wünschen und weichen, sanften Klängen (…) die Hintergrundakustik wandelt sich in Bewegung und stellt mit dem Raum, der Zeit und den Wahrnehmungen eine Einheit dar. Wie der Flug von Engeln, einer Vielzahl von Engeln, wobei jeder ein Moment, eine Begebenheit, eine Sehnsucht, eine Bestrebung, eine Genugtuung, einen Erfolg in meinem Leben darstellt".
"Sie fliegen im glänzenden Blau des Himmels, in meinem Himmelblau, das speziell für sie zu glänzen und ob der Grazie ihres Flugs zu lächeln scheint.
Denn jeder weiß es: Wenn Engel reisen, lächelt der Himmel. Immer."

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